OV Büsum und Umgebung

Kreisverband Dithmarschen

11. Mai 2021 - Gemeinsame Presseerklärung zum „Jahrhundertprojekt Neuenkoog“ in Büsum

Ortsverband Bündnis90/Die Grünen Büsum,
Kreisverband Bündnis90/Die Grünen Dithmarschen

Nach den Presseberichten in der DLZ von Ende März bis Anfang April zum „Jahrhundertprojekt Neuenkoog“ stellt sich die Position der GRÜNEN in Dithmarschen zu diesem Projektansatz wie folgt dar:

Das potenziell für die Planungsabsichten benannte Gebiet liegt mit 30 ha direkt hinter dem Seedeich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und dem Landschaftsschutzgebiet Dithmarscher Wattenmeer. Diese Gebiete sind schon jetzt einem erheblichen Druck durch die touristische Nutzung ausgesetzt.

Die Realisierung eines solchen Projektes bedeutet nicht nur eine Flächenversiegelung durch das Projekt selbst, sondern auch durch zusätzlich notwendige raumgreifende Infrastrukturmaßnahmen: Erweiterung des Straßennetzes, Erweiterung von Kindergarten, Schulplätzen, ärztlicher Versorgung, Kläranlage und Feuerwehr, um nur einige zu nennen. Ein ÖPNV, der diesen Namen verdient, müsste aufgebaut werden, um die Menge an Tourist*innen und Einwohner*innen „umweltschonend“ nicht nur innerorts befördern zu können

Infrage gestellt werden kann auch, ob die postulierte Schaffung von nicht touristisch zu nutzendem Wohnraum z. B. für Mitarbeiter*innen und andere Büsumer Bürger*innen zu den vorrangigen Realisierungszielen gehört, oder ob nicht lediglich mit diesem Zusatz die Akzeptanz von zwei Hotelkomplexen in bester Lage in der Planungsphase erhöht werden soll.

Die Versiegelung von Flächen in diesem Umfang führt angesichts der aktuellen und zusätzlich klimabedingt verstärkt zu erwartenden Starkregenereignisse zu erheblichen Problemen der Entwässerung des gesamten Büsumer Nordens. Die Tragfähigkeit eines solchen Projektes müsste durch eine hydraulische Modellierung des gesamten betroffenen Gebietes im Vorweg bewertet werden.

Alle Kosten der Infrastrukturmaßnahmen muss der Investor tragen. Dies wurde in vergleichbaren Projekten immer wieder beschrieben. Die Realität zeigt leider einen anderen Sachverhalt. Einen guten Teil der Zeche zahlt die Gemeinde, letztlich also die Steuerzahler*innen.

Derzeit werden einige Hotel- und Ferienobjekte in Büsum realisiert. Die Umsetzung dieser Projekte bedeutet schon jetzt einen zusätzlichen Druck auf die Infrastruktur der Gemeinde. Das gilt ebenso für die ansässigen Vermieter:innen als auch für die für den Tourismus notwendigen Bereiche um die Gemeinde Büsum wie den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und landseitig die Umgebung mit Wiesen und Feldern.

Zuletzt ist zu fragen, warum die Büsumer Bürger*innen gerade wenn Zukunftsprojekte entwickelt werden, die eine Gemeindestruktur vollkommen verändern werden, nicht schon zu Beginn der Überlegungen und Planungen eingebunden wurden, sondern ggf. durch Beschlüsse der Gemeindevertretung vor vollendete Tatsachen gestellt werden.

Nach unserer Einschätzung handelt es sich aktuell um eine „Hinterzimmerplanung“, die den Ansprüchen einer „Bürgerbeteiligung“ nicht entspricht.

Es wundert schon, dass vor dem Hintergrund des Klimawandels Projekte dieses Ausmaßes überhaupt noch geplant und realisiert werden sollen, da eine Begrenzung des Flächenverbrauchs (Reduzierung des Flächenverbrauchs in SH auf 1,3 ha/Tag) als Ziel des Landes Schleswig-Holsteins beschlossen wurde.

Wir sehen die Überplanung des Neuenkoogs im Norden von Büsum nach dem aktuell verfügbaren Kenntnisstand aus der lokalen Presse aus den oben genannten Gründen sehr kritisch. Diese Planung kann aus den oben genannten Gründen nicht positiv bewertet werden und ist abzulehnen.



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